Für Fische ist Sauerstoff ein absolutes Muss

Genau wie der Mensch benötigen Fische ein gewisses Maß an Sauerstoff, um zu gedeihen. Ein suboptimaler Sauerstoffgehalt kann Auswirkungen auf das Wohlbefinden der Fische und damit auf das wirtschaftliche Ergebnis einer Fischzucht haben. Sauerstoffwerte müssen rund um die Uhr gemessen und beurteilt werden, um die notwendigen Maßnahmen rechtzeitig ergreifen zu können. 

Fische nutzen ihre Kiemen, um Sauerstoff aufzunehmen  

Um ihre normalen Körperfunktionen aufrecht zu erhalten, benötigen Fische Sauerstoff, der den Zellen im ganzen Körper zugeführt wird. Fische nutzen ihre Kiemen, um Sauerstoff aus dem Wasser aufzunehmen. Hämoglobin, der Proteinkomplex, der den Sauerstoff in den roten Blutkörperchen bindet, nimmt den Sauerstoff des Wassers über die Kiemen auf und leitet ihn mit dem Blut weiter. Von hier aus wird der Sauerstoff zu den Zellen in den Organen / Geweben diffundiert.  

Sauerstofftransport vom Wasser ins Blut. Der Sauerstoff aus dem Wasser wird über die Kiemen aufgenommen und ins Blut geleitet. Von hier aus wird er zu den Zellen in den Organen / Geweben diffundiert.

Sauerstoffbedarf von Fischen 

Die wichtigsten Faktoren, die einen Einfluss auf den Sauerstoffbedarf von Fischen haben, sind Temperatur, Muskelaktivität und Verdauung. Durch den Sauerstoffverbrauch der Fische sinkt der Sauerstoffgehalt im Wasser. 

In einem fließenden Gewässer ist in der Regel ausreichend Sauerstoff vorhanden, um die darin lebenden Fische mit Sauerstoff zu versorgen. Außerdem können die Fische aus Gewässern mit Sauerstoffmangel flüchten. 

In Zuchtanlagen, in denen im Verhältnis zum Fischbestand nur begrenzte Wassermengen zur Verfügung stehen, es jedoch von großer Bedeutung ist, den Sauerstoffgehalt und etwaige Schwankungen zu überwachen und die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen.  

Anpassungsvermögen an schlechte Sauerstoffbedingungen 

Fische können sich von Natur aus bis zu einem gewissen Grad an einen niedrigeren Sauerstoffgehalt anpassen, ohne dass dies zu Stress führt. Sie können einen reduzierten Sauerstoffgehalt im Wasser durch verschiedene Mechanismen ausgleichen: 

  • Verstärkte Kiemenventilation: mehr Wasser wird über die Kiemen gepumpt  

  • Verstärkte Blutzirkulation: mehr sauerstoffreiches Blut gelangt in die Organe / Gewebe 

  • Reduziertes Aktivitätsniveau und damit reduzierter Sauerstoffbedarf 

 

Kritisch niedriges Sauerstoffniveau 

Ein Fisch, der nicht unter Stress steht, kann seinen Sauerstoffbedarf so lange regulieren, bis der Sauerstoffgehalt im Wasser einen kritischen Tiefpunkt erreicht. Fällt der Sauerstoffgehalt weiter, müssen die Fische noch mehr Energie sparen oder teilweise zu einen sauerstofffreien (anaeroben) Stoffwechsel übergehen. Die dadurch verursachten Stoffwechselprozesse erzeugen eine weitere Belastung für den Fisch und die entstehenden Stoffwechselprodukte sind in größeren Mengen giftig für den Organismus. 

Es ist wichtig zu beachten, dass die „Giftigkeit“ der meisten toxischen Wasserparameter sich bei niedrigerem Sauerstoffgehalt erhöht.  

Bei niedrigem Sauerstoffgehalt im Wasser müssen die Fische mehr Wasser durch die Kiemen pumpen, um eine ausreichende Menge Sauerstoff aufnehmen zu können. Dadurch steigt auch die Menge an Giftstoffen, die mit den Kiemen in Kontakt kommen und dadurch in die Fische gelangen. Besonderes Augenmerk gilt es hier, wenn es um Wasserkennwerte geht, die schon bei geringen Mengen die Produktion drastisch einschränken können, zum Beispiel bei Ammoniak (NH3) und nicht zuletzt bei Nitrit (NO2-). 

Um aus dieser Situation herauszukommen, muss das Wasser während des Mangels zusätzlich mit Sauerstoff angereichert werden, um zu einem sauerstoffbasierten Stoffwechsel zurückzukehren und das Sauerstoffdefizit "zurückzuzahlen". 

Sauerstoffsättigung für optimale Futterverwertung 

Der Sauerstoffgehalt im Wasser beeinflusst den Sauerstoffgehalt im Blut der Fische bei gegebenen Wassertemperaturen und kann einen Einfluss auf eine optimale Futterverwertung haben. Liegt  die Sauerstoffsättigung des Wassers unter diesen Grenzwerten, wird die Futternutzung beeinträchtigt, mit einem Anstieg des Futterquotienten zur Folge. 

Für eine optimale Futterverwertung ist es erforderlich, dass das Blut beim Verlassen der Kiemen zu nahezu 100 % mit Sauerstoff gesättigt ist.  

Sauerstoffsättigung vs. Futterverwertung. Bei 5 °C können die Fische das Futter auch dann optimal verwerten, wenn die Sauerstoffsättigung des Wassers nur 42 % beträgt. Bei 22 °C können die Fische das Futter nur dann maximal verwerten, wenn die Sauerstoffsättigung des Wassers nahezu 100 % beträgt.

Aktive Beobachtung und Bewertung 

Um rechtzeitig die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, ist eine aktive Beobachtung und Bewertung des Sauerstoffgehalts und anderer Wasserparameter erforderlich.  

Es ist wichtig, die Fischpopulation und ihren Sauerstoffbedarf zu berücksichtigen und die Menge an Sauerstoff zu berechnen, die dem Wasser zugeführt werden muss.  Der Sauerstoffgehalt sollte zu keiner Tageszeit unter kritisch niedrige Werte fallen.  

Anhand der eingesetzten Futtermenge ist es relativ einfach, den Sauerstoffbedarf hinreichend korrekt zu berechnen. Ein Fisch in Portionsgröße hat einen Bedarf von ca. 300 g Sauerstoff pro kg verabreichtem Futter. Der Sauerstoffbedarf kann in Abhängigkeit von einer Reihe von Faktoren variieren, insbesondere von der Größe des Fisches. So ist beispielsweise der Sauerstoffverbrauch der Brut und von Jungfischen relativ hoch, da ihr Stoffwechsel recht aktiv ist. Im Gegensatz dazu kann der Wert bei größeren Fischen etwas nach unten angepasst werden. Die Reinigung und Wartung von Sauerstoffgeräten sind wichtige Routineaufgaben, da sie die korrekte Funktion der Geräte sicherstellen. 

Die Kosten für die Anschaffung von Messgeräten und der Zeitaufwand für die Überwachung sowie für eine unmittelbare Reaktion auf suboptimale Wasserwerte lohnen sich wirtschaftlich, denn sie werden bald durch die gestiegenen Einnahmen, die sich aus höherem Wachstum/besserer Futterverwertung, einer gesteigerten Vitalität und einem erhöhten Gesundheitszustand der Fische ergeben, gedeckt. 

BioFarm – Das Expertenteam von BioMar 

Im Einklang mit unserem Engagement für Innovation durch Partnerschaft und Zusammenarbeit erhalten unsere Partner technische Unterstützung, um eine nachhaltige und effiziente Aquakulturindustrie voranzutreiben. Das technische Beratungsteam von BioMar, BioFarm, bietet Unterstützung beim Management von Sauerstoff und anderen Themen des Fischfarmmanagements. Für weitere Informationen wenden Sie sich gerne an das für Ihren Bereich zuständige BioFarm-Team. 

Ergebnisse (8)

    Sauerstoffschwankungen im Griff halten

    In der Fischzucht sind hohe Wassertemperaturen oder üppige Vegetation im Wasser wichtige alarmierende Faktoren, die es zu beobachten gilt, insbesondere in der Sommerperiode. Große Schwankungen des Sauerstoffgehalts des Wassers wirken sich negativ auf das Wohlbefinden der Fische und damit auf ihr Wachstum aus.

    Erfahren Sie mehr

    Futterversuche: Ein unverzichtbares Werkzeug für die Auswahl des richtigen Futters

    Für Fischzüchter ist es für das Erreichen seiner Produktionsziele entscheidend, das richtige Futter zu wählen. Die Durchführung von Futterversuchen direkt auf der Fischzucht ist der effektivste Weg, um die beste Option zu identifizieren. BioMar hilft Ihnen gerne dabei.

    Erfahren Sie mehr

    Ein perfektes rosafarbenes Fischfilet – eine Frage der Pigmentstrategie

    Im BioMar Futterwerk in Dänemark produzieren wir Futtermittel für Forellen und andere Lachsartige die auf die Produktionsziele unserer Kunden maßgeschneidert passen. Das Angebot wird von unserem technischen Expertenteam, BioFarm, begleitet. Unsere BioFarm-Berater setzen darauf, unser Wissen über Pigmentierungsstrategien weiterzugeben und unsere Partner darin zu unterstützen, hochwertige Filets produzieren und anbieten zu können.

    Erfahren Sie mehr

    Sorge um das Leben unter Wasser

    Die Fischbestände in den Meeren sind in Gefahr. Wir müssen uns besser um unsere Ozeane kümmern, um die Fischbestände der Weltmeere zu erhalten und eine nachhaltige Entwicklung zu schaffen.

    Erfahren Sie mehr

    Rascher Temperaturanstieg kann für Forellen herausfordernd sein

    Für die Fische im Zuchtbetrieb kann das nahende Frühjahr eine schwierige und risikoreiche Zeit sein, wenn die Fütterungsstrategie dieser Jahreszeit nicht entsprechend angepasst ist.

    Erfahren Sie mehr

    Fischzucht ohne Wasser?

    BioMar‘s Futterlinie ORBIT für die Zucht in Kreislaufsystemen hat sich zum leuchtenden Beispiel dafür entwickelt, wie strenge Umweltauflagen zu Innovation führen können.

    Erfahren Sie mehr

    Umweltauswirkungen reduzieren

    Alles, was wir tun, wirkt sich auf die Umwelt aus, sei es das Fliegen mit Flugzeugen, das Beheizen von Wohnräumen oder die Nahrungsmittelversorgung unserer Familien.

    Erfahren Sie mehr